
(Anmerk.: Dieses wunderbare, großformatige Bild hängt im zweiten Stock des Wiener Techn. Museums, ein Blick von Seeseite auf den Hafen von Triest, wo sich der Melzer mittlerweile mehrmals im Jahr aufhielt.)
"Wir sind schon lange nicht mehr lustig, trotzdem wird laut gelacht!"
(Eine Textzeile aus dem GARISH-Song "Am Ende wird alles ein Garten.")
Hätte man vor dem Jahreswechsel gedacht, dass sich die (welt)politischen Ereignisse (inkl. aller Veränderungen innerhalb der „sozialen Gesellschaften“) so rasch überschlagen
werden?
Ehrlich und mit Vernunft gedacht: JA!!

Vernunft, ein Begriff, eine geistige Fähigkeit des Menschen, Einsichten zu gewinnen, etwas abzuwägen, sein Handeln danach zu richten. VERNUNFT, eine Eigenschaft, bei der es ein Großteil der Menschheit in kurzer Zeit geschafft hat, sie schlicht und einfach abzuschaffen!! UND es mangelte auch massiv an zu wenig Geschichtsunterricht.
Herman van Veen sagte in Wien vor kurzem soo treffend: "Wenn man nicht weiß, was sich in den 1930er-Jahren abgespielt hat, wie soll man dann verstehen, was sich heute abspielt? Was wir aktuell in den USA erleben, ist das Resultat, wenn man seine Geschichte nicht kennt!"
Der Melzer hätte im Hinterstübchen, wo sich bei ihm viel mehr abspielte, als in der täglichen Realität, dann letztlich doch noch einen Titel für diesen Eintrag gehabt: "Unser Wesen, unser Denken, ist die eigentliche Achilles-Ferse des Menschen!" Wir denken zu kompliziert, wir denken zu egoistisch, wir vergessen zunehmend auf die Gemeinschaft, weil es die für einen großen Teil von uns nicht mehr gibt!
Dass es selbst in unseren Breitengraden mittlerweile so etwas wie eine "moderne Sklaverei" (Botendienste, Essenszusteller, Paketdienste) gab, ließ sich nicht mehr leugnen!
Schlagzeilen der letzten Tage, Wochen und Monate waren derart unglaublich, dass man sich in einem schlecht produzierten B-Movie wähnte. Es gab eigentlich nahezu keine Tabus mehr, Regeln, die für das Funktionieren einer Gesellschaft ganz einfach erforderlich waren, wurden von diversen Vollpfosten ganz einfach außer Kraft gesetzt. Die Generation rund um den Melzer konnte sich an eine "Weltordnung" erinnern, mit der man, mehr oder weniger, umgehen konnte. War diese mittlerweile nicht völlig aus den Fugen geraten?
An dieser Stelle möchte er gerne an einen Eintrag erinnern, den er im letzten Jahr auf Euch losgelassen hatte, tatsächlich war es schon wieder bedeutend schlimmer geworden, tatsächlich wirkten die Ereignisse von 2015 wie aus einer ganz anderen Welt: https://www.dermelzerblog.com/2024/02/28/ich-h%C3%B6re-ein-ungeheuer-atmen/

(Die aktuellen Fotos in diesem Eintrag stammen von einem Ausflug an die nördliche Adria im April 2025.)
DUMM ist mittlerweile lustig! Selbstverständlich gab es nach wie vor die sogenannte Hochkultur, auch im boomenden Tourismus konnte man damit gut punkten, egal, ob in Salzburg, Wien oder Bregenz. Aber den größten Zulauf hatten letztlich die Veranstaltungen, wo sich das Publikum in riesigen Mengen (..es freute den Ticketverkauf und wenig daran Verdienende..) bei möglichst seichter Unterhaltung nicht nur auf die Schenkel klopfte. In diesem Segment glühte der Euro, ohne dass sich die meisten Zahlenden darüber im Klaren waren, wen sie eigentlich fütterten.

Kurswechsel:
Die Italiener hatten neben wunderbaren Landschaften, einem ganz eigenen Lebensgefühl, guter Küche auch einen Spruch, den der Melzer sehr schätzte: „Io so, che non so niente!“ (Ich weiß, dass ich nichts weiß!) *)
Denn auch der Melzer wusste – nichts!! „Warum labbert er uns dann mit so vielen Zeilen voll, wenn er eh nix weiß?“, werden sich etliche LeserInnen fragen. Zu Recht! Aber passt dies nicht wunderbar in unsere heutige Zeit? Hüllen werden gefüllt, ja, müssen gefüllt werden, jeder meldet sich zu Wort, die Arme hoch, bitte ich weiß auch was. Wäre es nicht wunderbar, nichts zu wissen, sich zurücklehnen können, dem ganzen Schauspiel von außen zu folgen, und erst am Ende die eigenen, wichtigen Schlüsse daraus ziehen??
*) Aber auch der gängige Populismus Italiens sollte an dieser Stelle erwähnt werden, ebenso die "begnadete" Gabe dieses Landes, Probleme nicht zu behandeln, sondern sie langfristig "von sich schieben" zu können, dies durfte der Melzer sogar Jahr für Jahr in der Gegend rund um Grado hautnah erleben.
Dann gab es, zum Thema durchaus passend, noch den Tipp des Psychotherapeuten Alfred Kirchmayr: „Wer Wichtigtuern humorvoll begegnet, der reibt sich nicht wund!“ Diese, die „Wichtigtuer“, hatte man um sich, ob gewollt, oder auch ungewollt, da hatte das o.a. Rezept durchaus was Therapeutisches.

Ein kurzer, zeitlicher Blick zurück.
Der Jänner war auch dieses Jahr wieder der „scheinbar“ längste Monat des Jahres gewesen, er wollte ganz einfach nicht enden, kalt und trocken, der Februar zwar kürzer, aber auch nicht besser, keine gute Kombination für Fröhlichkeit, im März zeigte sich eeeendlich das junge Jahr. Der Melzer holte sich tagelang gelbe Finger, weil er unbedingt ein Rezept aus dem Magazin „Die Zeit“ nachkochen wollte, eine "goldene Hühnersuppe" mit Kurkuma.
Aber auch so ganz einfache "Gerichte", simpel gestrickt wie der Melzer, erfreuten ihn während der "kalten" Monate. U.a. im Rohr gebratenes Gemüse, inkl. Ingwer, ganzer Knoblauchknollen, gutem Olivenöl, Wintergemüse quer durch die Möglichkeiten der Beschaffung. Dazu ein gutes Stück Brot, fertig war der Genuss.
ABER trotzdem: Rein ins Frühjahr, die Welt drehte sich trotz aller Widrigkeiten noch immer, wenn auch durchaus verrückter, und leider auch gefährdeter als gewohnt. Das Frühjahr, damit verbunden die schön langsam doch hellere Jahreszeit, brauchte der Melzer heuer wie noch nie zuvor. Die Tage wurden endlich wieder länger, das Licht kehrte zurück, ebenso die Wärme. Er war, s.o., wesentlich dünnhäutiger geworden, speziell in den beiden letzten Jahren, seine Belastbarkeit sank, gerne zog er sich zurück, die Ruhe war ihm wichtig, Streit und Zwistigkeiten sollten nach Möglichkeit fernbleiben, was sich jedoch leider nie vermeiden ließ.
DENNOCH: Bei all dem "Gejammere" der letzten Einträge, gewisse Vorteile hatte das fortgeschrittene Alter. Ging es um den aktuellen "Zeitgeist", um "Modeströmungen", um "Geschmacksrichtungen", dann ließen diese den Melzer ziemlich kalt. Da betrachtete er die Welt sehr gerne von außen, er musste nicht mehr mitziehen. Das Alter hatte einen "gefestigt", kritische Geister werden an dieser Stelle sofort einfordern, dass man "ewig geistig beweglich" sein muss, vielleicht ja, vielleicht aber auch nein, die Möglichkeit der Alternative gestand sich der Melzer sehr gerne ein. Tolerant sein, JA, kritisch sein, 2 x JA, sich seine eigene Meinung bilden, mehrmals JA!
Nicht nur in der Ferne...
Auch, wenn sich der Melzer wiederholte, er liebte sein "Daheim". Seit gut 30 Jahren hielt die kleine Gemeinschaft sozial zusammen, natürlich auftretende Probleme wurden höchstmöglich verträglich diskutiert und behoben. Er liebte den ruhigen, begrünten Hinterhof, mehr und mehr eine kühlende Oase während der zunehmenden Tage mit über 30 Grad. Er mochte den Blick auf den gegenüberliegenden Park, das Geschrei und Gekichere der dort spielenden Kinder, diese Geräuschkulisse erzeugte für ihn eine nahezu meditative Kulisse.
An manchen Tagen wähnte er sich in Rom, nur ohne all die Probleme des täglichen Mülls, oder der Probleme mit den Öffis, an manchen Tagen wähnte er sich in Berlin, was auch nicht mehr das Feeling von vor 10, 15 Jahren war. Und Zürich konnte man sich sowieso nicht leisten. So blieb er mit Leib und Seele stets in Wien und erfreute sich daran. Dies war beileibe keine Wahlwerbung, die längst geschlagen war, dies war die Liebeserklärung eines einzelnen Menschen, der die Qualitäten seines Heims, seiner Umgebung, seiner Stadt seit vielen Jahrzehnten mehr als schätzte. Fragt doch ruhig einmal eine(n) Heimkehrer(in), die/der für längere Zeit irgendwo auf dieser Welt gelebt hatte. Man kam sehr gerne zurück nach Wien!!
Wie gut es uns eigentlich ging, zeigte sich am täglichen Gejammere. Musste ein Gleisabschnitt, ein Straßenverlauf repariert werden, musste eine Leitung welcher Art auch immer ausgetauscht werden, dann brach der große Sturm über die Verantwortlichen herein. Jetzt einmal ganz boshaft, all diesen chronischen Nörglern würde der Melzer hin und wieder ganz gerne die in Rom vor den Haustüren lagernden Mülltürme vor die Haustüre legen.
Immer wieder gab es einmal ein paar Risse zu reparieren, egal, ob in den alten Türen, der Gemeinschaft, in den Simsen der Gemäuer, in den Gesprächen zwischen Hausverwaltung, Handwerkern und den einzelnen Charakteren, aber bis zum heutigen Tag hatte sich der Aufwand stets gelohnt.

Kultur, in all ihren Gegensätzen:
Ein alter Mann, und der war der Melzer nun einmal geworden, erlaubte sich die Frage: Wo waren sie geblieben, die Statler & Waldorfs, wo residierten die Peanuts (...mit Snoopy und Woodstock...), warum mussten die Protagonisten von Monty Python alt und müde werden??? WO war dieser qualitativ ach so hochwertige Humor geblieben???? Tja...

Streaming? Ja, oder Nein??
Im Kreis der sich gewogenen Menschen gab es in letzter Zeit die Kulturdiskussion, wie der Genuss von Musik im Zeitalter neuer Technologien zulässig war. Auf der einen Seite hielten viele Menschen an der CD oder der Vinyl-Platte fest, um durch den Kauf auch weiterhin zu gewährleisten, dass die KünstlerInnen tatsächlich zu Geld kamen. Streaming war verpönt, weil die an die UrheberInnen zu leistenden Tantiemen zu niedrig angesetzt waren. Was jedoch auch von der Anzahl an "Streams" lag, je mehr, desto bester.
Der Melzer hatte hier ein durchaus ambivalentes Verhältnis zur Sache. Er streamte, ganz einfach, weil es bequem war, aktuelle Musik auf verschiedenen Geräten zu konsumieren. Er zahlte auch für das "Streamen". Und dennoch ließ er sich nicht davon abhalten, dass er Musik, die ihm sehr gut gefiel, auch haptisch besitzen wollte, also kaufte er auch nach wie vor CDs, um diese digital "einzulesen", damit wurde das Abspielen auf mehreren Geräten möglich. Gut 6 Jahre hatte er auch privates Geld in einen kleinen Kulturkeller gesteckt, um vielen jungen MusikerInnen Auftrittsmöglichkeiten zu bieten.
Für ihn gab es keinen definitiven Grund der Ablehnung, weil es letztlich um das "Rundherum" ging, wie weit man Musik, die einem am Herzen lag, auch unterstützen möchte. Und im Falle von längst etablierten KünstlerInnen stellte sich diese Frage ohnehin nicht mehr.
Und jetzt einmal ganz ehrlich, wie man seine "Kunst & Kultur" konsumierte, war es letztlich nicht egal, Hauptsache, man tat es??? Selbstverständlich sollten stets die Schaffenden davon "LEBEN" können, selbstverständlich war dieser Gedanke nahezu "naiv". Wir sollten, wir müssen sie unterstützen, egal, auf welche Art. Diese Freiheit war ein Gedanke unserer geistigen Größe, egal, ob man ein Abo im Musikverein hatte, ins Theater oder ins Kabarett ging, ob man "streamte" oder Vinyl oder CDs kaufte. Hauptsache, man tat es!!!
Musikalische FavoritInnen über lange Zeit:
Da lehnte sich der Melzer aber jetzt ganz weit aus dem Fenster! Wenn sich unser Komiker einige Zeilen weiter unten getraute, seine literarischen Favoriten über die letzten Jahrzehnte zu dokumentieren (ohne JEGLICHE Gewähr auf Vollständigkeit), dann kann er hier, an dieser Stelle, also wieder einige Zeilen weiter oben, gleich auch mit seinen musikalischen "FavoritInnen" beginnen, und auch an dieser Stelle gilt "ohne Gewähr auf Vollständigkeit", aber der Querschnitt darf durchaus als "repräsentativ" interpretiert werden. Da ging es um Musik, um Balsam, die dem Melzer seit Jahrzehnten gut tat, und ja, es ging tatsächlich um Kontinuität, auch wenn sie zwischenzeitlich wahrscheinlich aus der Mode gekommen war:
Lee RITENOUR, Leonard COHEN, Madeleine PEYROUX, Norah JONES, Kings of Convenience (die hatten einen fetten Bonus im Herzen vom Melzer...), Riccardo TESI & BANDITALIANA, LAMBCHOP (1995 - 2010), STEELY DAN (die Band und der Klang, nach dem damals tatsächlich die Qualität von Stereoanlagen beurteilt wurde..), Tom WAITS, Glen Hansard und seine THE FRAMES, sowie der alte Schwurbler Van MORRISON, der doch die 90er & 00er vom Melzer ganz wesentlich bestimmt hatte.
Peter HANDKE schrieb schon 1991, quasi als Rezension über das Album "Hymns to the Silence" dass nur VM einen glücklichen Tag beschreiben konnte, und die legendäre Zeitschrift "DER WIENER" kündigte das 99er-Album "Back on Top" / Titel "When the Leaves Come Following Down" mit der Headline an: "Wer hier nicht vor Glück losheult, dem ist sowieso nicht mehr zu helfen."
Dota KEHR aus Berlin, die fantastischen FORTUNA EHRENFELD, viele musikalische Freunde aus Österreich, da musste aktuell GARISH erwähnt werden, noch dazu mit einem Titel wie diesem: "Am Ende wird alles ein Garten sein!"

Weil danach auch immer wieder gefragt wurde (ein mehr als heikles Thema):
Die für sich persönlich passende Literatur zu finden konnte ein Leben lang andauern, ev. verstarb man bereits davor, da gab es so viele moderne SchriftstellerInnen, die mehr als würdig wären, hier Erwähnung zu finden. Dennoch möchte der Melzer die div. Anfragen, ob seiner persönlichen, literarischen "Lieblinge" beantworten, die sein persönliches Leben bisher geprägt haben. Wahrscheinlich unvollständig:
John IRVING, Heimito von DODERER (Strudelhofstiege, Dämonen), Joseph ROTH, Leo PERUTZ, Thornton WILDER, Andrea CAMILLERI, W.Somerset MAUGHAM, tatsächlich Charles DICKENS, George SIMENON (der Melzer hatte mittlerweile fast alle der 75 Maigret-Romane gelesen), Leonardo PADURA, DÜRRENMATT, Fred VARGAS, Fruttero & Lucentini (längst in Vergessenheit geraten..), Thomas Glavinic, u.v.m.
Es gab in diesem Metier keine Endlichkeit, es entstanden immer wieder wunderbare Werke, und so soll es auch sein!!

Die mahnenden, letzten und lästigen Worte vom Melzer möchte er Euch dieses Mal ersparen, sie hatten nach wie vor Gültigkeit, bitte entnehmt sie den letzten Blogeinträgen. Was er Euch wahrscheinlich zukünftig nicht ersparen konnte, war sein Umgang mit dem Alter. Da ließe sich durchaus ein Podcast über Monate, wenn nicht Jahre, füllen. Tagtäglich erfuhr er mittlerweile nicht nur die körperlichen Auswirkungen, sondern auch die Beobachtungen über gemochte Mitmenschen, denen es im Detail so erging wie ihm.
Mehr wahrscheinlich demnächst darüber an dieser Stelle, auch wenn es im Vorfeld nicht so lustig klang, wie es tatsächlich sein konnte. Selbstironie im Alter konnte wahrlich ein selten Gut sein!!
Und letztlich doch noch ein kleines PS zu Italien: Tatsächlich schafften es die südlichen Nachbarn noch immer, die Preise durchwegs moderat zu halten. Ein Espresso 1,40, ein Cappuccino 2,70,
ein Spritz bianco 2,50, eine gute Pizza war durchwegs um 10,00 zu haben. Egal, ob in Udine, Pordenone, Triest oder kleineren Orten entlang der Oberen Adria. Und tatsächlich konnte die Gastronomie
davon leben!!
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Helga Parzer (Freitag, 18 April 2025 20:54)
Überraschend milde, fast sanft der Melzer!